Covid-19, blind!
Hurra, es wird annähernd wieder einen normalen Alltag geben. Jedoch die Ereignisse haben uns geprägt. Vieles das vorher Alltag war, kann man das jetzt tun? Ich bin blind, meine Augen sind meine Hände, ist meine Nase und alles was ich rundum mich höre oder spüre. Natürlich ist auch ein wesentlicher Teil meine Mitmenschen, die mich durch Ihre Worte und auch mal an der Hand nehmend in meinem Leben wesentlich unterstützen. Wie ist es da um den Abstand, grins Babyelefant, bestellt? Mein Blindenführhund ist ein Labrador, kein Elefant, obwohl zugegeben Corona hat Ihn schon etwas fülliger werden lassen. Ob ein halber Meter oder zwei, kann man nicht hören. Eigenartig, wenn ich die Maske trage, sind Geräusche, an denen ich mich orientiere, auch anders. Ähnlich wie im Nebel.
Heute war ich nach langer Zeit wie so viele das erste Mal wieder in einen meiner geliebten Kaffeehäuser. Wo ist ein Platz? Mein Hund zeigt mir jeden freien Platz. Aber leider kann er nicht zählen, vier Personen an einem Tisch. Nach einiger Verwirrung kamen mir andere Gäste zu Hilfe. Aber, ganz ohne Berührung ging es nicht. Jedoch, gemeinsam haben wir ein Platzerl gefunden. Herrlich, das Gewusel der Menschen, ein Lachen da, eine Diskussion dort. Ein zartes Geflüster. Vieleicht frisch verliebt? Aufgeregte Kinder, die ein Eis wollen. Ich trinke meinen Kaffee, genieße die Menschen um mich herum. Aber, immer wieder kam der Gedanke, Abstand, in meinen Kopf vor. Als ich dann mit meinen Blindenführhund wieder ging, zum Fluss, um sie dort freilaufen zu lassen, um auch ihre Bedürfnisse zu stillen. Langsam ging ich den Weg entlang, hörte die Vogerl zwitschern, den Wasserfall, spürte die Sonne. Es kullerten ein paar Tränchen die Wange herunter, Vorfreude über die Dinge, die wieder möglich sind, ein kleines bisserl Angst vor dem was da noch kommt.
Jeder hat in dieser besonderen Situation so seine besonderen Herausforderungen. Aber ich bin davon überzeugt, wenn wir alle gelernt haben, dass wir uns mit Achtsamkeit, Respekt und Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse unserer Mitmenschen begegnen. So, könnte die Zeit, die ja auch total aufregend und spannend ist, für uns alle eine Chance sein.
Das Leben hat sich bei mir mit meiner Erblindung total verändert. Unser aller Leben verändert sich gerade, ich würde mir wünschen, dass wir alle gemeinsam den Weg der Empathie und Menschlichkeit gehen.
Eine schöne Zeit, euer Mitmensch
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